🧠 Warum kleine Hunde oft zu Problemhunden werden
🧩 Einleitung: Wenn der Mini-Kläffer den Schäferhund tyrannisiert – warum kleine Hunde oft unterschätzt, vermenschlicht und falsch erzogen werden
Du hast es sicher auch schon erlebt: Ein winziger Hund bellt, knurrt oder schießt in die Leine – und Herrchen lacht nur verlegen: „Der will nur spielen!“ Oder schlimmer: „Der darf das, der ist ja klein.“ Während große Hunde für jedes Fehlverhalten sozial geächtet oder angezeigt werden, scheint für Mini-Hunde eine Art „Welpenschutz für immer“ zu gelten.
Übrigens der Mythos Welpenschutz existiert nur im menschlichen Gehirn. In einem Hunderudel gibt es diesen „Schutz“ nur im eigenen Rudel. Welpen fremder Rudel sind nicht schützenswert.
Aber ist es wirklich nur niedlich, wenn ein 3-kg-Hund sich benimmt wie ein Berserker? Oder wird hier ein viel größeres Problem übersehen?
1. Erziehungsfehler durch Verniedlichung
Kleine Hunde lösen oft einen Beschützerinstinkt aus. Das führt dazu, dass sie auf den Arm genommen werden, statt selbst zu lernen, mit der Umwelt umzugehen. Grenzen? Fehlanzeige.
➡ Beispiel:
Ein Yorkshire Terrier springt ständig an Besuchern hoch und kläfft beim Essen. Die Halterin findet es „witzig“. Bei einem Labrador würde dieses Verhalten längst trainiert werden – beim Yorkie wird es toleriert.
📌 Fachmeinung:
Laut Dr. Udo Gansloßer (Verhaltensbiologe) zeigen kleine Hunde im Schnitt mehr problematische Verhaltensweisen, was nicht an ihrer Genetik, sondern an menschlicher Behandlung liegt.
„Das Hauptproblem kleiner Hunde ist nicht ihre Größe, sondern das Verhalten ihrer Halter.“
(Quelle: Interview mit U. Gansloßer im „Hundewelt“-Magazin, 2022)
2. Fehlende Sozialisation
Kleine Hunde werden häufiger von Situationen ferngehalten: Sie fahren im Kinderwagen, werden über die Wiese getragen oder dürfen nicht auf die Hundewiese – aus Angst, sie könnten verletzt werden.
➡ Konsequenz:
Sie lernen nicht, wie man Hund ist. Stattdessen entwickeln sie Unsicherheiten, Aggressionen oder Angstverhalten.
3. Verzerrte Wahrnehmung durch andere Menschen
Viele Menschen nehmen kleine Hunde nicht ernst – weder als Sozialpartner für ihren eigenen Hund, noch als ernstzunehmenden Verhaltensfaktor im Alltag.
➡ Typischer Satz:
„Ach, das bisschen Hund – was soll der denn machen?“
Doch genau dieses Denken macht es problematisch: Die Schwelle für das Eingreifen wird herabgesetzt.
⚖️ Sind große Hunde wirklich besser erzogen?
Nicht unbedingt. Aber sie müssen es sein. Der gesellschaftliche Druck ist enorm:
Große Hunde wie Dobermänner, Schäferhunde oder Rottweiler stehen oft auf Rasselisten.
Schon ein Rempler kann als gefährlich gelten.
Behörden greifen schneller ein (Leinenpflicht, Wesenstest etc.).
➡ Folge:
Halter:innen großer Hunde investieren überproportional in Training, Kontrolle und Vorsicht – aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen.
📌 Studie:
Eine Untersuchung der Tierärztlichen Hochschule Hannover (2020) zeigte: Halter:innen großer Rassen besuchen häufiger Hundeschulen und investieren mehr in Erziehung, als Halter:innen kleiner Hunde.
(Quelle: tiho-hannover.de, Fachbereich Verhaltenstherapie)
🚨 Wenn kleine Hunde beißen
Laut einer Studie der Universität Liverpool (2020) wurden Dackel, Jack Russell Terrier und Chihuahua unter den „reaktivsten und aggressivsten Rassen“ eingestuft – gegenüber Menschen und anderen Hunden.
➡ Zitat aus der Studie:
„Es ist ein Mythos, dass kleinere Hunde ungefährlicher sind – sie sind oft risikoreicher, weil sie unterschätzt werden.“
(Quelle: McPeake et al., „Aggression in companion dogs“, Univ. of Liverpool, Veterinary Behaviour Science Journal)
➡ Beispiel aus dem Alltag:
Eine Berliner Tierärztin berichtet anonym in einem Interview (2023):
„Ich habe mehr kleine Hunde auf dem Behandlungstisch, die beißen – und deren Halter:innen überrascht sind. Der Respekt vor dem Hund fehlt oft komplett.“
🛠️ Was können wir besser machen?
✅ Kleine Hunde brauchen:
Genauso klare Regeln wie große Hunde
Frühe Sozialisierung mit Umweltreizen und Artgenossen
Respektvollen Umgang, kein Baby-Treatment
Ernsthaftes Training und bei Bedarf: professionelle Hilfe
❌ Was kleine Hunde nicht brauchen:
Dauerhaftes Hochnehmen
Ausreden für aggressives Verhalten („der ist halt klein und unsicher“)
Kleidung als Ersatz für Erziehung
Vermenschlichung als Schutzschild
💬 Fazit: Kein Hund ist zu klein für Erziehung
Ein kläffender Chihuahua kann mehr Stress verursachen als ein ruhiger Dobermann. Ein unsicherer Zwergpinscher kann durch Fehlverhalten andere Hunde traumatisieren. Und ein überforderter Minihund leidet genauso unter mangelnder Führung wie jeder andere Hund.
Nicht die Körpergröße entscheidet über das Verhalten – sondern unser Verhalten als Halter:innen. Kleine Hunde verdienen es, ernst genommen, liebevoll begleitet und konsequent erzogen zu werden.
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